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„Europa kommt im Kino zusammen“ ist das Motto von Cinéma d’Europa zum Kinojubiläum „100 Jahre Kino“ im Jahr 1995. Das „Lichtwerk“ beteiligt sich an den Feierlichkeiten mit einer speziellen Kinowoche mit sechs europäischen Produktionen.

Zum Jubiläum „100 Jahre Kino“ war Bielefeld einer der fünf Schauplätze einer umfangreichen Stummfilm-Tournee des Landes NRW.

In Bielefeld wurden zu diesem Anlass im Rahmen des sechsten Film- und MusikFestes drei Stummfilme aufgeführt. Von F.W. Murnau stand „Der letzte Mann“ mit dem notabu-Orchester unter der Leitung von Mark Andreas Schlingensiepen auf dem Spielplan. Lubitsch war mit „Madame Dubarry“ vertreten. Bei dem abschließenden Avantgarde-Filmprogramm kamen Filme von René Clair, Fernand Léger und Man Ray zur Aufführung. Alle Filme wurden in der Oetkerhalle gezeigt.

Die Stummfilm-Tournee des Landes NRW organisierten im Auftrag des Kultusministers Hans Schwier für das Filmhaus Jürgen Hillmer und Ronald Herzog.

Kinojubiläum 1995 mit Stummfilmtournee

Kinojubiläum 1995 mit Stummfilmtournee

Im Jahre 1995 riefen der Bielefelder Jugendring und das Filmhaus Bielefeld zur Teilnahme an der zweiten Videoaktionswoche auf.

Kinder und Jugendliche wurden aufgefordert, Filme zum Thema „Ex und Hopp“ zu entwickeln. Die Initiatoren versprachen Unterstützung bei der Produktion durch VideoteamerInnen. Die eingereichten Filme wurden am 3. Oktober 1995 im Kino „Lichtwerk“ der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Videoaktionswoche gehörte mit dem Kinderfilmfest zu den ersten Medienpädagogischen Aktivitäten des Filmhauses und wurden in den folgenden Jahren weiterentwickelt.

Lichtwerk ausgezeichnet? Ja, natürlich. Das findet jedenfalls schon seit Jahren die Programmgruppe, die das Kinoprogramm im Filmhaus-Kino zusammenstellt.

Nun ist aber auch die Filmstiftung NRW und auch das Bundesministerium des Inneren von der Qualität des Filmprogramms im Jahr 1994 überzeugt. Die entsprechenden Gremien bezeichneten das Filmprogramm als „herausragend“ und stellten eine entsprechende Urkunde aus. Die Filmstiftung NRW begleitete diese Ehrung mit einer Prämie in Höhe von 10.000,- DM.

„Sehnsucht“ war das Motto für die Filmhaus-Party 1995. Die Sehnsucht der Bilderschnitzer nach Liebe Ekstase und Erlösung kulminiert diesmal zu einem extravagenten emotionalen Höhepunkt: wir feiern 10 Jahre Lichtwerk!

Als damals, 1985, fünf Filmhaus-Enthusiasten beschlossen, ihr Herzblut und Privatvermögen an der August-Bebel-Straße zu investieren, um im Bauch der Kulturfabrik „Artists Unlimited“ ein Kino zu installieren, wurde begeistert applaudiert, müde gelächelt und kritisch gemeckert. Heute ist aus dem ehemaligen Puschelkino ein professionelles Programmkino geworden, in dem jährlich ca. 150 Filme in 800 Vorstellungen gezeigt werden: die Meckerfritzen, Zweifler und Filmbesessenen von damals sitzen mittlerweile einträchtig im Kinosaal – mit Lichtwerkpass und Pilsener Urquell. Und ab und zu kriegen wir zu hören, dass unser Monatsprogramm mal wieder „ganz O.K.“ sei. Dass das Lichtwerk wachsen und gedeihen konnte, dass wir von der Programmgruppe immer noch Filme zeigen können, die wir selber auch gerne anschauen, haben wir Euch – unserem Publikum – zu verdanken. Und das muss gefeiert werden. Mit der Filmhaus-Party und einer Extraportion „Sehnsucht“.

Das Programm ist dem Thema „Sehnsucht“ entsprechend aufgeladen: „Doctor Honk“ wird uns den Blues bringen, bis wir wie die Schloßhunde heulen und wimmern! Mit den „Tschaikusis“ („Drei heavy listening girl pool pop babies aus Berlin“) erleben wir Monica Vitti in einem Film von Russ Meyer… AC/DC auf der Loveparade… Dirk Schäfer als Frank Farian! In der Galerie „Artists Unlimited“ wird Island-Gast Björk Sigurdardottir eine Klangperformance mit dem Titel „Konzert“ aufführen und Leib und Seele zum Schwingen und Klingen bringen. Die amerikanische Choreografin Dyane Neiman zeigt Ausschnitte aus ihrer brandneuen Tanzperformance „Pistol“. Mit wie immer sauschweren Filmquizfragen sorgen Dirk Schäfer und Matthias Müller bei den Probanden für Ausbrüche der Verzweiflung und grenzenlosen Glückstaumel. Dass es in unserem Stummfilm im Open Air Kino nur um die ganzganzgroßen Gefühle geht ist sowieso klar: „Nosferatu“ ist groß, aber sein Schatten ist größer – am allergrößten ist aber die Sehnsucht nach: ?? – Genau: Liebe, Ekstase und Erlösung!!! Um das cobainmäßig-erlösende Abhotten kümmert sich Discowunderheiler DJ Acka in seinem unterirdischen Disco-Lambarene für schmachtende Gemüter und hungrige Herzen. Wem aber mehr nach der Träne im Knopfloch oder einem sentimentalen Rundflug durch die Filmmusik ist: das stilechte Abhängen in der Sektbar wird mit dem „Rox Trio – The Hollywood Connenction“ zur sublimen Sensation.

Warnung: Wer bei der Filmhausparty fehlt, trifft keine guten Freunde und keine guten Bekannten, wird nicht durch Musik und Tanz am Herzbeutel massiert, wird nicht für Stunden (die einem später wie Jahrzehnte vorkommen) seltsamst-angenehm verzaubert, wacht am nächsten Morgen einsam, gelangweilt und ohne größere Erinnerungslücken auf, usw. usw. Kurz: Ekstase gibt’s nicht alle Tage! [aus dem Lichtwerk-Programm]

Zum 30.6.1995 wechselt Raimond Goebel vom Filmhaus als Geschäftsführer zur Hessischen Filmförderung.

Goebel war seit 1985 freier Mitarbeiter im Filmhaus Bielefeld und gehörte von 1986 bis 1991 dem Vereinsvorstand an. Er gehörte zu den Initiatoren und Gründern des Kinos „Lichtwerk“ im Filmhaus. Der Literaturwissenschaftler arbeitete als freier Kameramann und betreute im Filmhaus die Geräte der Filmwerkstatt. Von 1992 (bis 1999) gehörte Raimond Goebel dem Vorstand des Filmbüro NW an.

Als Nachfolgerin konnte die Film- und Fotostudentin Heide Ontyd gewonnen werden. Sie tritt ihren Dienst zum 1.7.1995 im Filmhaus-Büro an.

Bei den Vorstandswahlen Anfang 1995 wird der alte Vorstand im Amt bestätigt. Geschäftsführende Vorstände bleiben Regina Latyschew und Sabine Schröder. Ebenso wird Christina Essenberger bestätigt.

100 Jahre Kino in NRW: Zum Jubiläum „NRW feiert: 100 Jahre Kino“ beauftragt das Ministerium für Stadtentwicklung, Sport und Kultur des Landes NRW die beiden Filmhaus-Mitarbeiter Jürgen Hillmer und Ronald Herzog mit der Leitung des Gesamtprojekts.

Im Juni 1995 erscheint der umfangreiche Katalog, herausgegeben vom Filmhaus Bielefeld, in dem 100 internationale Klassiker des Films aus 10 wichtigen Genres oder Themengruppen, allesamt Perlen der Filmkunst, in oppulent illustrierten Kurzkapiteln vor, die von renommierten Filmjournalisten und -wissenschaftlern (Klaus Kreimeier, Hans Schifferle, Georg Seeßlen, Annette Brauerhoch, Heike Kühn, Hans-Jörg Rother, Heike Klippel, Peter Körte, Norbert Grob und Dietrich Kuhlbrodt) bearbeitet wurden: Kino der Komiker, Phantastische Welten, Die großen Abenteuer, Western, Pantheon der Filmgeschichte, Erzählte Wirklichkeiten, Kino der Angst, Labyrinthe des Verbrechens, Das Leben, die Leidenschaften, der Tod, Extravaganzen. Die besprochenen Filme sind für das Kinoabspiel verfügbar und sollen als Förderprogramme in NRW aufgeführt werden. Die beteiligten Spielstätten werden mit dem vom Filmhaus in Auftrag und von Jochen Ehmann realisierten „100 Jahre Kino“ Trailer, mit Postkarten und Plakaten bestückt.

Die Stummfilmtournee zum Kinojubiläum 1995 wird konzipiert und organisiert vom Filmhaus Bielefeld.

Zum Jubiläum „NRW feiert: 100 Jahre Kino“ beauftragt das Ministerium für Stadtentwicklung, Sport und Kultur des Landes NRW die beiden Filmhaus-Mitarbeiter Jürgen Hillmer und Ronald Herzog mit der Entwicklung einer Tournee von bedeutenden Stummfilmen live begleitet von Orchestern des Landes. Die Filme werden in Aachen, Duisburg, Düsseldorf, Münster und Bielefeld aufgeführt.

„Hinter der Wohnungstür beginnt ein anderes Land. Hier werden intimste Wünsche verwirklicht, perverse Lüste befriedigt und bunte Träume geträumt. Hier sprießen paradiesische Welten aus Blumentöpfen und rattern kostbare Heimwerkermaschinen.“ Für die Jury urteilten beim Bilderbeben: Bavo Defurne, Barbara Witych/Filmhaus, Werner Zeppenfeld/WDR

Gewinner beim Kurzfilmwettbewerb „Wie sieht’s denn hier aus? Thema: Wohnen“:

2.Platz: „Küchenstück“
(Anne Flore)

2.Platz: „Krausnickstraße 10“
(Veit Lup und Blan Ryan)

3.Platz: „Zimmerwelten“
(Karsten-Jan Hansen)

3. „Ein Tag so“
(Claudia Wüstenhöfer, Michael Laakmann, Joachim Seifert).

Publikumspreis: „Walter wohnt wild“
(Honkfilm – Thomas Meyer, Jörg Reddemann, Ludger Meyer)

Siegerehrung Honkfilm 1994

Siegerehrung Honkfilm 1994 mit Werber Zeppenfeld/WDR (li.) und Christina Essenberger/Filmhaus (re.)