Besondere Dokumentarfilme mit Gästen #22 LICHTER DER STRASSE
Am Dienstag, 15. April 2025, präsentiert das Filmhaus um 19.00 Uhr im Saal 1 der Kamera den Dokumentarfilm „Lichter der Strasse“ von Anna Friedrich.
Es ist eine Veranstaltung im Rahmen der Reihe ‚Filmhaus präsentiert: besondere Dokumentarfilme mit Gästen‘. Die Regisseurin Anna Friedrich ist für ein Regiegespräch nach dem Film per Zoom zugeschaltet. Die Moderation übernimmt Jörg Erber.
„Lichter der Strasse“, Regie: Anna Friedrich, Dokumentarfilm Deutschland 2024, 86min.
Auf der Suche nach nomadisch lebenden Frauen in Deutschland trifft die Regisseurin auf eine Landwirtin auf Wanderschaft, eine Van-Bewohnerin und eine Gruppe jenischer Frauen. Mit poetischen Texten und Bildern skizziert sie neue feministische Überlegungen zum Thema Freiheit, die im Kontrast zu den geordneten deutschen Landschaften steht.
„Lichter der Straße“ beginnt mit einem sehnsuchtsvollen Blick auf die Landstraße, die sich wie ein Fluss in die Ferne schlängelt. Auf der Suche nach Geborgenheit für nomadisch lebende Menschen in Deutschland beginne ich eine Reise entlang ihrer Geschichten. Ich begleite vier seminomadisch lebende Frauen und beleuchte ihre Lebensweisen. Magdalena, eine Wandergesellin, plant nach fast vier Jahren auf Wanderschaft, sich als Landwirtin niederzulassen. Wird sie nach dieser Reise voller Freiheit Ruhe im Sesshaften finden? Johanna, eine Aktivistin, lebt in einem umgebauten LKW und wechselt ständig zwischen Wagenplätzen. Der Film erkundet ihr Geborgenheitsgefühl in ständiger Bewegung. Auch die Gemeinschaft der jenischen Frauen, die saisonal von Ort zu Ort ziehen, begleite ich. Elwera, eine ehemalige Hochseilartistin, und ihre Enkelin Ghislaine versuchen, das Leben auf Märkten aufrechtzuerhalten. In„The Vagabond’s Garden“ treten sie erstmalig vor die Kamera und ihr politischer Kampf nach Anerkennung wird sichtbar.
Der Film beleuchtet das Potenzial des Nomadischen. Poetische Reflexionen zeichnen ein Bild von Wandernden, das dem Bewusstsein weitgehend unbekannt ist. Kann ein „Leben im Unterwegssein“ mit minimalem Besitz ein Modell für unsere Zukunft bieten?
AUTHOR’S NOTE
von Anna Maria Friedrich
In meiner Sehnsucht nach einem Ort, der real abwesend, aber in meiner Fantasie ständig präsent ist, fand ich den Antrieb, Filme zu drehen und zu reisen. Die Straße verkörpert diesen utopischen Ort. Sie ist mehr als nur eine Oberfläche; sie ist ein Symbol für meine Suche nach Welt und Bedeutung. Dieser Drang, mich ständig zu bewegen, hat mich nie losgelassen. Das Alleinsein auf Reisen, während ich durch die Straßen und Landschaften drifte, versetzt mich in einen Zustand der Ruhe, in dem ich Texte schreibe. Immer wieder tauchten in meinen Gedanken Worte wie „Landstraße“, „Asphalt“ und „Straßenrand“ auf.
Diese innere Suche mündete in die Idee zu „Lichter der Straße“. Aber ich wollte nicht, dass der Film nur bei meinen persönlichen Empfindungen bleibt. Meine Mutter erzählte mir von einem mysteriösen, mit Metallwaren beladenen Fahrzeug, das in ihrer thüringischen Kleinstadt auftauchte. Das Bild dieses Kesselflickers inmitten einer modernen Welt hat mich fasziniert. Bei meinen Recherchen stieß ich auf Wandergesell*innen, Frauen auf der Walz und andere reisende Gemeinschaften wie die Jenischen.
Meine Begegnungen mit ihnen waren tiefgreifend. Von intensiven Gesprächen bis hin zu gemeinsamen Festen war ich Teil ihrer Welt und konnte ihre Geschichten aus erster Hand erfahren. So traf ich auch auf Protagonistinnen wie Magdalena und Johanna. Durch sie wurde mir bewusst, dass es neben den persönlichen Geschichten auch eine größere Erzählung gibt, die sich mit Themen wie Identität, Zugehörigkeit, Ausgrenzung und dem Leben abseits konventioneller Pfade befasst. Mit „The Vagabond’s Garden“ möchte ich diese Geschichten und den reichen Teppich an Erfahrungen, den sie repräsentieren, einfangen. Es ist ein Film über die Straße, aber auch über das Leben selbst und die unzähligen Wege, die wir wählen können.
Anna Friedrich, geboren 1991 in Thüringen, ist Dokumentarfilmerin und Autorin. Nach vielfältigen Praktika und Workshops, u. a. bei Bartek Konopka und D.O.P. Diego Romero, nahm sie 2012 an der Professional Media Masterclass (PMMC) teil. Ihre Webserie Stories from Reality wurde 2015 mit dem Nachwuchspreis der Mitteldeutschen Medienförderung ausgezeichnet. Neben ihrem Studium der Arabistik in Leipzig (2015–2020) sammelte sie internationale Erfahrung, u. a. in Ägypten und Schweden. 2024 schloss sie ihren Master in Dokumentarfilmregie in Potsdam-Babelsberg. Sie lebt in Thüringen.
Hier der Ausblick auf die nächsten Veranstaltungen von „Filmhaus präsentiert besondere Dokumentarfilme mit Gästen“:
- 7.5. „QUEERGARDENING“ (Ella von der Haide)
- 21.5. „BARBARA MORGENSTERN und die Liebe zur Sache“ (Sabine Herpich)
- 27.5. „DER UNTERNEHMER DAS DORF UND DIE KÜNSTLER“ – Fliegen retten in Deppendorf (Marcelo Busse und Julia Suermondt)
- 12.6. „IM PRINZIP FAMILIE“ (Daniel Abma)