„Bunter Teller“ war am 23.12.1993 im Lichtwerk der Prototyp für die spätere „Magic Cookies Night“.

Der vollständige Titel der Einladung an die Filmhaus-Mitglieder und das Lichtwerk-Publikum lautete „Bunte Teller Gala Abend“ und beinhaltete ein Filmprogramm aus „handverlesenen Trailern, Kurzfilmen à la surprise garniert mit einem kräftigen Filmquiz, als Nachtisch besteht die Möglichkeit zur Teilnahme an einer Versteigerung gut abgehangener Filmplakate. Im freien Eintritt ist ein Glas Punsch enthalten.“ Erst später entstand die Idee zu einer „Kekstauschbörse“ aus der sich dann in der Folge der Backwettbewerb „Lichtwerk sucht den Superkeks“ (LSDS) entwickelte.

Die Trickfilmwoche unter dem Titel „Im Reich der schnellen Bilder“ fand vom 25.11. bis 1.12.1993 im Lichtwerk statt.

Traumschau beim Kinderfilmfest im September 1993: Javiera Palomino und Carmen Ruffer, die beiden Leiterinnen des Kinderfilmfest haben den Traum zum Thema des sechsten Filmfests gewählt. Medienpädagogisch begleitet wird das Fest von einer studentischen Gruppe von Medienpädagogen unter der Leitung von Holger Grabbe, die die Filme mit den Kindern nachbereiten.

Henri Alekan erhält im Mai 1993 den Bielefelder Murnaufilmpreis verliehen. In einer Zeremonie im Kino „Capitol“ hält der vorherige Filmpreisträger Wim Wenders die Laudatio auf seinen Kameramann bei „Der Stand der Dinge“ und „Himmel über Berlin“.

Henri Alekan, dessen Kameraarbeit für Marcel Carné („Drole de drame“), Jean Cocteau („La belle et la bete“) und Julien Duvivier („Anna Karenina“) bereits in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts Eindruck machte, war mit seiner Frau Nada und seinem Kameraassistenten Louis Cochet angereist und stattete auch dem Lichtwerk einen Besuch ab.

Das Filmhaus war im Vorfeld der Preisverleihung mit einem Filmteam (Christiane Blass, Raimond Goebel, Ronald Herzog) in Alekans Heimat gereist und portraitierte den Bildgestalter. Im Interview erzählt Alekan anschaulich von seinen Lehrjahren bei Eugen Schüftan („Metropolis“) und dessen Spiegelverfahren.

Preisverleihung im Capitol

Preisverleihung im Capitol mit Murnaus „Der brennende Acker“ im Anschluss


Alekan mit Frau Plumpe vor dem Capitol

Henri Alekan mit Frau Plumpe vor dem Capitol


Alekan, Cochet mit Nada Alekan im Lichtwerk

Alekan, Cochet mit Nada Alekan im Lichtwerk

2. Bielefelder Avantgardefilmtage vom 3. bis 6.12.1992 im Filmhaus-Kino „Lichtwerk“: Christina Essenberger, Maija-Lene Rettig und Matthias Müller kuratierten die sechs Programme für die zweite Auflage der Avantgardefilmtage.

Bei einigen wenigen Anlässen haben wir die Gelegenheit genutzt und unser Kinopublikum portraitiert. Hier sind historische Lichtwerk-Aufnahmen aus dem Jahr 1992 beim Kurzfilm-Wettbewerb „Glück“ zu sehen.

Es war eng und eine Lüftungsanlage gab es noch nicht…

Kinopublikum im Lichtwerk 1992

Kinopublikum im Lichtwerk 1992 mit Javiera Palomino (Kinderfilmfest-Team, vorne links)


Kinopublikum im Lichtwerk 1992

Kinopublikum im Lichtwerk 1992 mit Pip Cozens und Andrea Heisenberg (Artists Unlimited, vorne rechts)

Filmhaus im Bielefelder Osten? Das war 1992 für viele Filmbegeisterte eine unbekannte Größe. Einen ungleich höheren Bekanntheitsgrad erreichte unser Filmhaus-Kino „Lichtwerk“ mit um die 20.000 Besuchern in diesen Jahren.

Dass sich hinter den ehemaligen Fabrikmauern neben dem Kino auch eine reichhaltige Filmwerkstatt verbarg, war nicht so vielen bekannt. Umgekehrt nutzte das Filmhaus aber immer wieder sein Kino für seine Öffentlichkeitsarbeit und machte es zum Schauplatz vieler Projekte. Der Verweis auf das kleinste Kino der Stadt öffnete bei so manchen filmkulturellen Anliegen die Herzen und dann auch die Türen.

Die Filmhausparty „Besonders wertvoll“ war im Sommer 1992 der öffentliche Höhepunkt der Feierlichkeiten zum 10jährigen Jubiläum des Vereins.

Am 4. Juli öffneten sich an der August-Bebel-Straße die Tore zur Sommerparty auf dem Hofgelände. Den Auftakt bildete das Duo Markus Schwartze (Flügel) und Thomas Schweitzer (Saxophon) mit der Begleitmusik zum Stummfilmen „The Cowboy“ von und mit Buster Keaton. Danach übernahm Helmut Lemke das musikalische Zepter und zelebrierte in einer Performance voller Überraschungen die Geräuschkulisse zum Stummfilm „The Boxer“ ebenfalls Buster Keaton“. Im „Lichtwerk“ traten Oliver Kalkofe und Dietmar Wischmeyer mit einem Comedy-Programm auf. Im Filmhaus-Seminarraum gab es die Performance „Beat-Re-Beat“ des Videokünstlers Adam Boome zu erleben. Getanzt wurde auch. Und zwar zur Musik von DJ Acka und das bis in die frühen Morgenstunden hinein.

Filmhausparty mit Helmut Lemke

Filmhausparty mit Helmut Lemkes Geräuschorchester


Partyeinlass

Partyeinlass: Strenge Tür mit Maria und Verena


Schwartze und Schweitzer

Schwartze und Schweitzer


Kaltgetränke mit Liebold Stiegemeyer und Seelig

Kaltgetränke mit Andreas Liebold, Heike Stiegemeyer und Klaus Seelig


Filmhauspartygetümmel

Filmhauspartygetümmel


Ausschank Filmhausparty

Ausschank Filmhausparty

 

Nach Eric Rohmer wird am 10.3.1991 mit Wim Wenders als zweitem Bielefelder Murnaupreisträger ein Autorenfilmer ausgezeichnet, dessen Werke, „von cineastischer Raffinesse geprägt“, im „Lichtwerk“ immer wieder gezeigt wurden. Vom 7. bis 24. März veranstaltete das Filmhaus unter dem Titel „Nirgendwo Zuhause“ ein umfangreiches Rahmenprogramm zu Ehren des Preisträgers.

In der Galerie „Artists Unlimited“ war die Fotoausstellung „Schauplätze“ (1988 vom Deutschen Filmmuseum Frankfurt erstmals gezeigt) zu sehen. Natürlich wurden auch eine Reihe Filme von Wim Wenders gezeigt, wie z.B. „Summer in the City“, „Alice in den Städten“ und „Im Lauf der Zeit“. Besonders eindrucksvoll war Wenders‘ Vorstellung seiner schwarz-weißen Kurzfilme „Silver City“, „Same Player Shoots Again“, „Alabama  2000 Light Years“ im stickig-vollen Lichtwerk.Die Aufführung seines ersten langen Spielfilm „Summer in the City“ kommentierte Wenders wie folgt: „Das ist das zweite Mal, dass ich bei einer öffentlichen Vorführung dieses Films dabei bin, und ich muss sagen, so viele Leute haben ihn noch nie gesehen.“ Vor rund 20 Jahren habe er den Film in Berkeley in Kalifornien gezeigt. „Es waren acht Leute und ein Projektor da. Nach jedem Akt gab es eine kleine Pause, weil der nächste eingelegt werden musste. Nach der ersten Rolle waren es nur noch vier Leute, bei der sechsten und letzten Rolle war ich allein. Zum Schluss gab es noch eine blanke Leinwand, und als ich im Vorführraum nachsah, war der Vorführer auch weg.“

Wim Wenders bekam allerdings auch eine „carte blanche“ und wünschte sich Scorseses „Raging Bull“. Ins Stammbuch schrieb er: „Schönes kleines Kino, gute Luft (zumindest am Anfang des Films). Alles Gute für die Zukunft.“ (Zu dieser Zeit verfügte unser Kino über keinerlei Belüftungsanlage…) Zum Gästebuch [hier…]

Wim Wenders im Lichtwerk-Gästebuch 1991

Wim Wenders im Lichtwerk-Gästebuch 1991

Schließlich wurde auch mit Wenders diskutiert. Ein Symposium beschäftigte sich am 9.3.1991 im Lichtwerk mit der Lage des Autorenfilms. Titel der Veranstaltung: „Der Autorenfilm heute – Medium der Selbstverwirklichung oder selbstgewähltes Gefängnis?“ Auf dem Podium waren Norbert Grob, Frieda Grafe, Claudia von Alemann, Klaus Kreimeier, Karsten Witte, Jan Berg und natürlich Wim Wenders vertreten.

Wim Wenders mit Karsten Witte im Lichtwerk 1991

Wim Wenders mit Karsten Witte im Lichtwerk 1991

Frieda Grafe schrieb uns damals ins Stammbuch: „Sie retten das Kino“. Und das taten wir auch.

 

Zum fünfjährigen Bestehen leistete sich das Kino im Filmhaus eine Generalüberholung. Das Lichtwerk erhielt eine neue Bestuhlung und der Vorführraum wurde technisch mit zwei 35mm Bauer-Projektoren aufgerüstet.

An der Bildgröße konnte leider nichts mehr geändert werden. Zum Jubiläum gab es unter dem Motto „Durch die Wüste“ ein zünftiges Festprogramm von Fritz Lang bis Jean-Luc Godard. Das Motto bezog sich auf die Bestrebungen des Filmhauses in der medial kargen Region ein anspruchsvolles Filmprogramm jenseits des Mainstreams auf die Beine zu stellen. 1990 stellten wir dann auch das Programm auf „täglich“: jeden Tag gab es im Lichtwerk ein bis vier Vorstellungen. Das war natürlich nur mit einem umfangreichen Team zu schaffen, das mit viel Enthusiasmus dem Lichtwerk ein Gesicht verlieh.

Lichtwerk-Team 1990

Markus, Jessica, Frauke, Monika, Jan, Inga, Josh, Carmen


Filmhaus feiert 5 Jahre Lichtwerk

Filmhaus feiert 5 Jahre Lichtwerk mit Christiane Heuwinkel, Regina Latyschew, Renate Röllecke, Matthias Müller, Maija-Lene Rettig


Verena Mund und Volker Höinghaus

Verena Mund und Volker Höinghaus (Lichtwerk-Team)