Unter dem Titel „Sammelalbum“ stellt das Filmhaus Bielefeld vom 12. bis 15. September 2002 die Filmszene der Region Ostwestfalen-Lippe vor. Anlass der Filmreihe ist das 20jährige Bestehen des Vereins Filmhaus. Ein Sammelalbum erweckt eine Versprechung: Hier sind disparate Fundstücke zusammengetragen und geordnet – dem Betrachter wird somit ein Überblick ermöglicht. Das Filmhaus stellt mit seiner Auswahl die kreativen Kräfte im medialen Biotop Ostwestfalen-Lippe im Kino „Lichtwerk“ vor. Ob Nachwuchstalent oder „alter Hase“, Dokumentarfilmer oder Experimentalfilmkünstler – so verschieden die Wurzeln der Mitglieder des Vereins – so vielfältig und interessant die Produktionen. Das Programm beinhaltet neben Eigengewächsen aus dem Filmhaus und eigenverantwortlichen Produktionen der Mitglieder auch Filme aus verschiedenen Institutionen und Firmen der Region. Aus Anlass des 20jährigen Vereinsjubiläums stehen allerdings nicht nur aktuelle Produktionen auf dem Spielplan, sondern mit ausgewählten Programmen soll auch eine Rückschau auf die Entwicklung des Projekts „Filmhaus“ ermöglichen werden. Mit Blick auf die Zukunft wird das Filmhaus „Sammelalbum“ den Anspruch der Vollständigkeit hoffentlich nie erfüllen: „Der Sinn des Sammelns besteht darin, dass etwas fehlt.“ (Baudrillard)
Der Eröffnungsabend trägt den Titel „Fenster zum Hinterhof“. Bei diesem Programmtitel hat die Filmgruppe „Alte Kinder“ als Inspiration gedient. Denn „Fenster zum Hinterhof“ ist nicht nur der ironische Verweis auf die „kleinen“ Produktionen unserer Region, sondern auch gleichzeitig ein genial-frühes Meisterwerk von Christiane Heuwinkel und Maija-Lene Rettig (mit einem blutjungen Matthias Müller als James Steward jr.) „Verliebt, verlobt, verheiratet“ von Renate Röllecke und Regina Latyschew und „Typisch 30“ von Walter Blohm u.a. sind unterhaltsame Beispiele dafür, dass der gute Dokumentarfilm den Zeitgeist konservieren und anschaulich machen kann. „Offene Ateliers“ aus dem Jahr 1993 ist aktueller denn je und der Film „Status E“ steht soeben in der Bewerbung für den Jugendkulturpreis 2002. Durch das Programm führt Jochen Kopp.
„FP1 antwortet nicht“ ist der Titel für das Samstags-Programm. Mit „Spätfrühling“ ist eine Dokumentation von Kurt Johnen und Ulli Kahmann über die Wurzeln der Alternativ-Kultur zu sehen. Experimentelles von den „Glitterpinguinen“ und eine Hommage an die Gruselklassiker von Thilo Gosejohann („Lunartic“) stehen ebenso für gute Unterhaltung wie die Impressionen vom ersten Carnival der Kulturen (Jörg Erber). „Gedanken“ ist ein All Time Favourite von der Gruppe „Fatal Film“ und „The Games People Play“ ist der Abschlussfilm als Mediengestalter von Mark Baits. „Die große Aue“ von Gottfried Klose, Michael Blaschke u.a. steht für die Fraktion der engagierten Naturfilmer im Filmhaus Bielefeld. Moderation: Helmut Lemke und Matthias Goßmann.
„Angriff aus dem All“ zitiert einen Trickfilm von Tomi Fechner. Im Programm heisst es dazu: „Der Abend verspricht eine wilde Mischung aus Fiktion und Doku made in OWL. „Heinz“ von Carsten Benger ist ein Bewerbungsfilm für die Filmhochschule. „Romeo und Julia“ hat eine Tanzperformance von Dyane Neiman zum Thema. Zwei Filme erinnern an die „Nachtvisionen“ 2001 und in „Geranie 247“ von Tom Meyer begegnen wir so manchen Bielefelder Größen in zwielichtigen Rollen. In „Fußgängerzone“ nimmt Holger Sauer die Documenta auf die Schippe und von Achim Lübbecke und Tomi Fechner sind Trickfilme zu sehen. Die Moderatoren Christiane Orywal und Jörg Erber werden einige der Filmemacher persönlich vorstellen.“
Höhepunkt der Kurzfilmtage ist der Freitagabend unter dem Motto „Bielefeld leuchtet“. Als Auftakt sprechen vor geladenen Gästen im Lichtwerk Kulturamtsleiter Andreas Kimpel und Michael Wiedemann, Geschäftsführer des Filmbüros NW, zur Lage der Filmkultur. Zu einem kleinen Empfang öffnen sich die Tore für das allgemeine Publikum, das unter der Moderation von Ronald Herzog auf eine filmische Wanderung durch Bielefelder Schauplätze geführt wird. An diversen markanten Orten Bielefelds werden auf professionelle Weise Kurzfilme Open Air vorgeführt.
Vor dem Kreishaus wird der dort z.T. gedrehte Kurzfilm „Stand In“ und das „Making of Stand In“ projiziert. Auf dem Kesselbrink: „Der Hauptmarkt soll auf dem Kesselbrink bleiben“, Trailer Bilderbeben „Geld“, „Außer Betrieb“, „Vendetta“. Am Amerikahaus äuft der dort gedrehte Kurzfilm „Trautes Heim“ und der Wettbewerbstrailer „Glück“, und „Störtebeker-Tag (1990)“, der die Eröffnung der Stadthalle zum Thema hat. Vor dem Kino Capitol in der Bahnhofstraße zeigt das Filmhaus „100 Jahre Kino Trailer“, ein Portrait des Murnau-Preisträgers Henri Alekan und „La Famiglia“. Auf dem Jahnplatz sind „Ilse aus Milse“, „Helden“ und „Nachtansichten“ zu sehen. Auf dem Rathausplatz sehen die Zuschauer die Doku zur Serra Plastik „Axis“, ein Clip für das Umweltamt „Abfall“, einige Ausschnitte aus dem Spielfilm „11 Stunden im April“ mit Heike Trinker und von Fatalfilm „Sabotage/DieTempo“. Am Amerikahaus werden ein Lunchpaket und Getränke gereicht. Das Sammelalbum-Team besteht aus: André Seeba, Jörg Erber, Matthias Goßmann, Helmut Lemke, Christel Orywal, Florian Deterding, Jochen Kopp, Sabine Schroeder, Henning Poltrock, Sabine Voelker, Ulrike Pergande.