Im November 1985 waren die umfangreichen Vorbereitungen im Filmhaus vollbracht. Der Verein eröffnete dank eines durchsetzungsfähigen Kerns von Filmbegeisterten mit dem „Lichtwerk“ seinen eigenen Kinosaal an der August-Bebel-Straße 94. Ohne Kapital, dafür aber mit eigenem Arbeitseinsatz und viel Enthusiasmus sorgten Gunda Urban, Raimond Goebel, Jürgen Hillmer, Richard Lutterbeck und Udo Penner für eine echte Überraschung in der Bielefelder Kinoszene.
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In einer Zeit, in der Lichtspielhäuser schließen mussten, wagten die fünf Lichtwerker einen Schritt, der für alle ins Reich der Medien führte und in gewisser Weise auch die Berufslaufbahn bestimmte. Zünftig wurde direkt mit einer Party eröffnet, die die Finanzierung der Startphase sichern sollte. Zur Eröffnung am 30. November 1985 zeigten die Lichtwerker Buster Keatons „Sherlock Jr.“ Das Publikum reagierte überrascht, als der Stummfilm zwar Zwischentexte auf ungarisch aufwies, diese allerdings lediglich holländisch untertitelt waren… Programmatisch widmeten sich die Lichtwerker der Filmgeschichte, dem Dokumentarfilm und der Avantgarde. Zu den 16mm-Projektoren kam bald ein 35mm-Projektor und auch Super-8 tauchte auf dem Spielplan auf.
Rasch eroberte sich das „Lichtwerk“ ein neugieriges Stammpublikum, so dass immer wieder kleinere Erstaufführungen möglich wurden. Nach zwei Jahren stellte das Team um Petra Wonsowitz und Martina Morre ein regelmäßiges Kinderkino auf die Beine, und mit dieser medienpädagogischen Einflussnahme war es dann auch nicht mehr weit zum ersten Kinderfilmfest. Innerhalb von fünf Jahren entwickelte sich das „Lichtwerk“ von einzelnen Wochenspieltagen zu einem regelmäßigen Vollzeitprogramm mit täglichen Vorstellungen. An den Wochenenden wurden bis zu vier Filmen gezeigt und das „Lichtwerk“ entwickelte sich stetig vom Retrokino zum Erstaufführungskino.