Horst Adam verstorben
Der frühere Leiter des Bielefelder Kulturamtes, Horst Adam, ist am 25. März 2023 verstorben. Mit Adam verliert das Bielefelder Kulturleben einen neugierigen und aufgeschlossenen Macher und Veranstalter städtischer Kultur. Prägend waren seine vielfältigen Sommerevents auf dem Klosterplatz und die Stadtmusiken, die ein großes Publikum anzogen und für Furore sorgten. Er verfügte über ein großes Gespür für neue und ungewöhnliche Formate und ließ sich begeistern.
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Horst Adam erkannte schon recht früh, dass eine Förderung der jungen freien Kulturszene eine lohnenswerte Investition und damit in der Folge eine interessante Bereicherung für das Bielefelder Kulturleben sein könnte. Er schenkte den Initiativen durch seine Förderpolitik Vertrauen und hoffte auf reiche Ernte. Mit seiner Maxime „Aus wenig viel machen“ erzeugte er eine Aufmerksamkeit seitens der chronisch unterfinanzierten freien Szene, die er immer wieder klug in seine spartenübergreifenden Programme einzubinden verstand. Wenn er seine Kooperationspläne vorstellte, pflegte er seine Frage zur Beteiligung am Vorhaben mit „Ja?“ abzuschließen, dass sich immer stark nach einem „Ja!“ anhörte. (Er hatte eine Bundeswehrkarriere hinter sich…) Selbstverständlich stieß seine „Gießkannenförderung“ nicht nur auf Begeisterung seitens der prekären Kulturakteure…
Schon in den Gründungsjahren des Filmhauses zeigte sich Adam an der Arbeit des Vereins interessiert und gehörte zu den ersten städtischen Fürsprechern für die Filmkultur. Die Etablierung des Filmhauses in den Räumen an der August-Bebel-Straße im Jahr 1985 wäre ohne die bisweilen konspirative Mitwirkung des rührigen Kulturamtsleiters wahrscheinlich nicht gelungen. Gemeinsam mit Horst Thermann (SPD/Kulturausschuss) und Günther Tiemann (Liegenschaftsamt) sorgte Adam dafür, dass das Filmhaus gemeinsam mit der Künstlergruppe „Artists Unlimited“ in das sog. Opitzgebäude einziehen konnte.
Spätestens mit der Gründung des Filmhauskinos „Lichtwerk“ hatte das Filmhaus die Aufmerksamkeit Horst Adams und wurde zum stetigen Player in seinen Planungen. Das „Lichtwerk“ spielte anspruchsvolle Filmreihen im Rahmen seiner Länderkulturprogramme und auch der Bereich Kinderkino fand sein Wohlwollen. Horst Adam konnte allerdings auch nachtragend sein, wenn er um seine Autorität fürchtete. So strafte er das Filmhaus mit zeitweiser Nichtbeachtung, als er erkennen musste, dass das Filmhaus die Landesförderung durch das Kulturministerium selbst in die Hand genommen hatte und auch die Erhöhung des Betriebskostenzuschusses an ihm vorbei beschlossen worden war.
Sein Groll hielt allerdings nie lange an: zu groß war sein Stolz darauf, was aus „seiner Pflanze“ geworden war. Horst Adam bestand darauf, sich mit den Filmhaus-Verantwortlichen zu dutzen und nahm die ihm angetragene Ehrenmitgliedschaft im Filmhaus bei seinem Ausscheiden aus dem Amt gerührt an.
Wir trauern um einen engagierten Entwickler des Bielefelder Kulturlebens und sprechen seiner Familie unser Beileid aus.