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„Schmelzdahin“ waren bei den „Ersten Avantgarde Filmtagen“ (Januar 1989) und beim „Spezialfilm-Festival“ (Dezember 1989) zu Gast im Lichtwerk. Die Bonner Super-8-Experimentalfilmer (1975-1989) wurden den Lichtwerker von der Gruppe „Alte Kinder“ ans Herz gelegt und wiederholt promoted.

Jochen Lempert, Jochen Müller, Jürgen Reble arbeiten mit Found Footage, mit fremdem Filmmaterial, dass sie mitunter neu montieren und (bio-)chemischen Prozessen aussetzen, z.B. bei „Aus den Algen“. Getreu der chemischen Wahrheit, dass der Entwicklungsprozess nie wirklich endet, experimentieren die Filmer auf unterschiedlichste Weise mit dem belichteten Material. Im Gästebuch des Filmhauses hinterließen sie filmische Bruchstücke und ihre Schutzhandschuhe und ruinierten das Buch, denn auch hier setzte sich der Zersetzungsprozess fort. Im Jahr 1988 waren sie mit ihrem Programm „Ein harter Falter“ zu Gast in Bielefeld. Bei diesem Auftritt im Lichtwerk bauten „Schmelzdahin“ eine Projektion quer durch das Kinofoyer und ließen das Material über verwirrend viele von der Decke hängende Spulen laufen. Ein Bild aus „Stadt in Flammen“ ist [hier…] zu sehen. Bei der Performance im Lichtwerk war u.a. bearbeitetes Material aus „Tarantula“ zu sehen.

 

Zweites Kinderfilmfest im Lichtwerk: Nach der Premiere erfolgt Ende August die Neuauflage des Kinderfilmfests mit vielen neuen Filmen für Kinder und medienpädagogischen Aktionen.

Im Vorfeld gab es einen Malwettbewerb für Kinder mit dem Thema „Lieblingsfilm“. Auch einen Preisträger wird es geben, denn eine Kinderjury ermittelt den besten Film im Festprogramm. Organisiert wird das Fest von Petra Wonsowitz, Martina Morre und Christiane Wollin.

 

Unter dem Motto „Ich schau Dir in die Ohren, Kleines!“ lädt das Filmhaus am 19. August 1989 zur Benefiz-Party ein. Gefeiert wird auf dem Hofgelände am Kino „Lichtwerk“ und im Filmhaus.

Geboten wird Open Air Kino auf der riesigen Hauswand (Buster Keatons „Der General“), Disco mit Videoeffekten (DJ Ernie/Forum) und das schwierige Filmquiz. Dazu gibt es kühle Getränke und gute Gespräche bis in den frühen Morgen. Der Erlös kommt der Vereinskasse zugute. Mehr zur Filmhaus-Party [hier…]

Plakatwand zur Filmhausparty 1989

Spartanische Einrichtung im Filmhaus 1989: Knappe Kassen waren leider die bittere Realität in den ersten Jahren des Vereins Filmhaus im Opitzgebäude.

Die Wände bestanden größtenteils aus Rigips und alle wußten alles über alle. Das Telefon wanderte von einem Raum in den anderen und war ständiges Objekt der Begierde. Mitteilungen, Tagesordnungspunkte und To-Do-Listen wurden mit Kreide auf einer früheren Schultafel festgehalten. Rund um ausrangierte Schultische konnten neu erworbene Freischwinger der billigsten Sorge gruppiert werden und der ausfransende Bodenbelag wurde schon mal mit Klebstreifen gebändigt. Die Fensterfront zur August-Bebel-Straße machte sommers wie winters wetterfühlig und der Straßenlärm erzwang so manche Gesprächspause. Im Kinosaal untermalten wiederholt vorbeifahrende Polizeisirenen beschauliche Filmszenen. Dafür war die Hofseite stiller, wenn nicht gerade jemand im Videoschnitt den Ton im Schnellauf jaulen ließ. Dort im Büro thronte man auf einem ausrangierten fadenscheinigen Chefsessel aus dem Hause Oetker, der manchesmal seine Rollen verlor.
Hier wurden Pläne geschmiedet und Träume realisiert: Aufbruchstimmung… [Fotogalerie…]

Filmhaus-Büro 1989

Filmhaus-Büro 1989

„35mm Moskau“ war der Titel einer Veranstaltungsreihe mit Studierenden und Lehrenden der Moskauer Filmhochschule 1989.

In diesem heissen Sommer gastierten, organisiert von der HdK Kassel, die russischen Filmer mit ihren Filmen im Filmhaus-Kino „Lichtwerk“ und diskutierten mit dem Publikum. Untergebracht war die Gruppe im Gastatelier der Künstlergruppe „Artists Unlimited“. Zu diesem Anlass gestaltete das Filmhaus die Plakatwand des Hauses aufwändig, hängte rote Fahnen an die Fassade und erstellte ein eigenes Plakat, gestaltet von Matthias Arndt.

Die Achternbusch-Retrospektive 1989 im Filmhaus-Kino Lichtwerk umfasste viele Filme Herbert Achternbuschs, ein Theaterstück und fast auch einen Besuch des Malers, Schriftstellers und Filmregisseurs.

Als Theaterstück wurde „Ella“ im Lichtwerk aufgeführt, ein Stück für zwei Personen mit Barbara Kemmler und Pitt Hartmann aus der Theaterszene im „Pumpenhaus“. Einen Besuch zur Retrospektive sagte der unberechenbare Kandidat auf witzige und charmante Art mittels einer Postkarte dem Kurator der Filmreihe, Georg Detlinger, ab.

Achternbusch Retrospektivenbesuch 1989

Absage von Achternbusch für einen Retrospektivenbesuch 1989

Das letzte Loch

Szenenfoto aus „Das letzte Loch“

Kulturausschuss erhöht die Filmhaus-Förderung und stellt das Filmhaus damit auf stabile Beine. Mit einem Beschluss in der Januarsitzung 1989 machte die Stadt Bielefeld den Weg frei für eine weitere Konsolidierung der Arbeit des Vereins Filmhaus.

Der Ansatz für die kommunale Förderung der Filmkultur wurde von 45.000,– DM mehr als verdoppelt auf künftige 113.000,– DM. Mit dieser als Betriebskostenzuschuss definierten Unterstützung ist das Filmhaus nun in der Lage, die Arbeitsbeschaffungsmaßnahme (ABM) für Ronald Herzog in einen festen Arbeitsplatz zu verwandeln und damit der Vereinsstruktur eine verlässliche und auf Kontinuität angelegte Basis zu geben.
Hinter den Kulissen hatte der frühere Filmhaus-Vorstand Kurt Johnen zuvor eifrig Überzeugungsarbeit bei den Politikern geleistet und beim Leiter des Kulturamtes, Horst Adam, für Verstimmung gesorgt. Im Filmhaus sorgte die Entscheidung des Kulturausschusses für ausgelassene Stimmung und setzte sofort große Energie für zukünftige Projekte in Gang. Und auch das Verhältnis zum Leiter des Kulturamtes normalisierte sich, nachdem etwas Gras über die Hinterzimmerpolitik gewachsen war.
Mit dieser Entscheidung war nicht nur eine Konsolidierung der Finanzen des Vereins möglich, sondern auch eine Grundlage gegeben, weitere Mittel für andere Projekte einzuwerben. Das zarte Pflänzchen der Filmkultur trieb neue und prächtige Blüten…

Horst Adam im Gespräch mit Barbara Witych 1990

Horst Adam im Gespräch mit Filmhaus-Mitarbeiterin Barbara Witych beim Lichtwerk-Jubiläum 1990

Die „Avantgarde Filmtage“ im Lichtwerk wurden von der Gruppe „Alte Kinder“ um Christiane Heuwinkel, Matthias Müller, Maija-Lene Rettig und Thomas Lauks veranstaltet.

In Ergänzung zu den Filmprogrammen im Januar 1989 gab es eine Podiumsdiskussion mit Karola Gramann, Alf Bold, Wilhelm und Birgit Hein rund um das Thema „Avantgardefilm“. In den Filmprogrammen waren u.a. vertreten Uli Versum, Claus Blume, Ulrike Zimmermann, Bruce Conner, Zoltan Spirandelli, Joseph Cornell, Mara Matuschka und natürlich die „Alten Kinder“ selbst.

Avantgardelfilmtage Januar 1989 Programmübersicht

Die Filmproduktionen im Filmhaus waren 1987 zahlreich und unterschiedlicher Art. Das umfangreichste Projekt dürfte „Plan.Spiel“, das Gemeinschaftsprojekt der Filmgruppe „Alte Kinder“ um Matthias Müller, Maija-Lene Rettig und Christiane Heuwinkel gewesen sein. Der Film wurde auf Super-8 erstellt und war die Realisierung des Bielefelder Filmpreises.

Weitere Film-/Videoproduktionen:
„Transatlantik – Zehn Jahre später“ von Raimond Goebel (Kooperation mit den städt. Bühnen Bielefeld)
„Heinrichten“ Doku zu einem Heinrich Mucken Konzerts von Manfred Jurasek und Klaus-Dieter Michel
„18. November“ Kurzspielfilm von Henning Poltrock
„Egal, is Rockabilly“ Doku von A. Knust, K.D. Michel.
„Impressions of Bad Salzuflen“ Doku von Udo Penner
“Es geschah in dieser Stadt – 500 Jahre Osnabrück“ Doku von Kai Kruse
„Genius Loci“ Doku zur Ausstellung der Künstlergruppe „Artists Unlimited“ in der Sheddachhalle des Historischen Museums von Barbara Witych
„Albatros“ Doku eines Tanzabends in der Stadtbibliothek von R. Goebel und B. Witych
„Gehirn-Jogging“ Realisierung des Bielefelder Filmpreises von Andreas Liebold und Jürgen Rittershaus
„Wege“ Doku zur Bethel-Psychiatrie von M. Kruse und A. von Zander

 

 

Mediale – Mediale Stadtkultur in Bielefeld sichtbar und erlebbar machen. Das war die Zielsetzung der aktiven Medienarbeiter in Bielefeld im Oktober 1988.

Schauplatz dieser Ideen- und Projektbörse unter dem Motto „Zwischen Buchstabe und Bit“ war die Stadtbibliothek und das Filmhaus. (Super-8-)Filme, Hörspiele, Computerworkshops, Kabarett, Aktionsspiele für Kinder, Videos, Vorträge und Diskussionen füllten zwei gut besuchte Tage. Im Organisationsteam war das Filmhaus mit Barbara Witych und Ronald Herzog vertreten. Zu dieser Zeit sprach die Szene u.a. über ISDN, Mailbox, Datex-P, BTX und diverse konkurrierende Videostandards. Im Filmhaus diskutierten Dieter Baacke, Robert Bramkamp, Helmut Hartwig, Kurt Johnen, Klaus Kreimeier, Iris Magdowski, Barbara Witych, Sigrid Zinser und Jürgen Heckmanns über die „Medienstadt Bielefeld“: „Welt am Draht – Funkstille vor Ort?“