Die „Avantgarde Filmtage“ im Lichtwerk wurden von der Gruppe „Alte Kinder“ um Christiane Heuwinkel, Matthias Müller, Maija-Lene Rettig und Thomas Lauks veranstaltet.

In Ergänzung zu den Filmprogrammen im Januar 1989 gab es eine Podiumsdiskussion mit Karola Gramann, Alf Bold, Wilhelm und Birgit Hein rund um das Thema „Avantgardefilm“. In den Filmprogrammen waren u.a. vertreten Uli Versum, Claus Blume, Ulrike Zimmermann, Bruce Conner, Zoltan Spirandelli, Joseph Cornell, Mara Matuschka und natürlich die „Alten Kinder“ selbst.

Avantgardelfilmtage Januar 1989 Programmübersicht

Das Cocteau-Festival im Lichtwerk geht auf die Initiative des Präsidenten der Künstlervereinigung „Artists Unlimited“, Daniel Bérenger, zurück.

Im Zentrum stehen die Werke des französischen Schriftstellers, Malers und Regisseurs (1889-1963). Das Lichtwerk verwandelt sich im April 1987 dementsprechend in einen Multifunktionsraum für eine Kammeroper („Die menschliche Stimme“), ein Theaterstück („Der schöne Teilnahmslose“) und Filmvorführungen („Orphée“, „Les parents terrible“, „Le sang d’un poète“). Eine Ausstellung mit Zeichnungen von Jean Cocteau gab es natürlich auch noch.

Cocteau-Festival im Lichtwerk 1987

Cocteau-Festival im Lichtwerk 1987

Die Filmgruppe „Alte Kinder zeigte zu ihrem zweiten Geburtstag Super-8 Filme im Filmhaus-Kino „Lichtwerk“.

Vom 22.4. bis 25.4.1987 liefen in 6 Programmen insgesamt 34 Filme der Bielefelder Künstler. In der Gruppe hatten sich Udo Penner, Matthias Müller, Christiane Heuwinkel, Thomas Fechner, Maija-Lene Rettig, Thomas Lauks, Ralph Dalibor und Steffi Krack. Zum Abschluss gab es ein Liveprogramm mit den Akustischen Keulen feat. Dirk Schäfer, Belinda Panty und den Ewigen Elfen.

 

Die Filmhaus-Räume sahen in den ersten Jahre im Opitz-Gebäude ziemlich spartanisch eingerichtet aus. Die Möblierung bestand 1985 weitgehend aus ausrangiertem Schulmobiliar.

Informationen wurden auf einer großen Tafel geteilt. Im Kinofoyer saßen die Besucher auf stilsicheren Kneipenstühlen und die Getränke standen dabei auch schon mal auf Gartentischen. Als Regale diente eine umgebaute ausrangierte Ladenausstattung. Die Schaltzentrale, in der Filmhaus-Mitglieder informiert, Filmgeräte vermietet, Filme gebucht und Seminare arrangiert wurden, verfügte über ein einziges Telefon , um das immer wieder Streit entstand, wer denn nun die dringende Verbindung mit der Aussenwelt herstellen durfte. Geschrieben wurde auf elektrischen Schreibmaschinen und das Layout der Publikationen fand mit Schere und Klebstoff statt. Das Finish erledigte das Personal am hauseigenen Kopierer im Flur von Artists Unlimited, der als modernen letzten Schrei über wechselbare Farbkartuschen verfügte. Der überdimensionierte Bürostuhl war ein ausrangierter Chefsessel aus dem Hause Oetker, dem immer wieder die Rollen abhanden kamen – ein echter geschenkter Gaul… Die Wände bestanden anfangs alle aus Rigips und so blieb kaum ein gesprochenes Wort geheim – alle waren stets über alles informiert… Später entstanden sukzessive gemauerte Raumteiler und so wurde dann auch der Sound aus den Schnitträumen mit seinen endlosen Wiederholungen von Arbeitssequenzen erträglicher. Die Lichtwerk-Außenwerbung bestand aus einem Schild mit zwei Baustrahlern und in den Fensteröffnungen machten bunte Holzflächen mit aufgemalten Filmstreifen auf das Geschehen in dem alten Industriegebäude aufmerksam.

Erst mit steigendem Etat veränderte sich das Erscheinungsbild und das schwedische Möbelhaus hielt Einzug. Dennoch gilt nach wie vor die Maxime der sparsamen Haushaltsführung und so waren die Mitglieder immer wieder gefordert, kreative Lösungen für die Weiterentwicklung ihres Vereinsheims zu finden und bei Bedarf auch den Pinsel zu schwingen. Einblicke in die spätere Styling vermittelt die Filmhaus-Foto-Historie.

In den Räumen an der August-Bebel-Straße konnte das Filmhaus endlich durchstarten, Ideen entwickeln und mit vielen erfolgreichen Projekten wie dem „Lichtwerk“, dem „Bilderbeben“, den „Nachtvisionen“, dem Kinderfilmfest, „Bingo“, dem „Luna Open Air Kino“, dem „Mondscheinkino“, „Bielefeld leuchtet!“, einem reichhaltigen Seminarprogramm und nicht zuletzt mit den legendären Filmhaus-Parties die filmische Kulturleben bereichern.

Filmhausbüro 1989

Filmhausbüro 1989


16mm Schnittraum

16mm Schnittraum


Ausstellung im Kinofoyer

Ausstellung im Kinofoyer


Seminarraum 1989

Seminarraum 1989

Die Bilder geben den Stand im Jahr 1989 wieder.

Hinter jedem Erfolg steckt ein Rezept – das meistens streng gehütet wird.
Das Lichtwerk schwimmt auch in dieser Frage gegen den Strom und lüftet sein Geheimnis: Der Erfolg des bunten und vielfältigen Kinoprogramms hat viele Mütter und Väter – kreative, kluge, engagierte und bisweilen besessene Filmfans, die sich bei Blümchenkaffee und Platenkuchen in Stimmung bringen.
Die Geschichte des Lichtwerks beginnt als Kino im Filmhaus an der August-Bebel-Straße.

Es hat sich seit der Gründung 1985 aus einer Studierendeninitiative in kurzer Zeit zum professionell geführten Filmkunsttheater entwickelt. Die für die Filmauswahl verantwortliche Programmgruppe besteht aus vier bis fünf Filmbegeisterten aus dem Umfeld des Filmhauses. Sicherlich ist für das lebendige und vielfältige Programmprofil auch die heterogene Zusammensetzung der Gruppe verantwortlich.

Lichtwerk ist „Kino mit Programm“, verfolgt also die programmatische Zielsetzung, Entwicklungen der Filmgeschichte deutlich zu machen, Filmkulturen anderer Länder vorzustellen, bedeutende Regisseure der Gegenwart zu porträtieren und besonders die neuen Entwicklungen und Protagonisten des Films zu präsentieren.

Daneben spielt das Kinderkino-Programm mit begleitender medienpädagogischer Betreuung eine wichtige Rolle. Hier wollen wir unseren ZuschauerInnen von Morgen mit ausgewählten, wertvollen Kinderfilmen schon früh Medienkompetenz und Filmgeschmack vermitteln. Wir haben die Geschichte unseres Kinos Lichtwerk zu einer Foto-Story verarbeitet!

Massolle-Ausstellung im Lichtwerk Foyer 1989

Joseph Massolle-Ausstellung im Lichtwerk Foyer 1989

Schon bei der Gründung des Lichtwerks durch die fünf Filmhausmitglieder Jürgen Hillmer, Richard Lutterbeck, Gunda Urban, Udo Penner und Raimond Goebel stand die Finanzierung des Kinos auf wackeligen Beinen. Da die Instandsetzung und Umbauten der Räume zum Kinosaal mit Vorführkabine aus eigenen Mitteln ohne Förderung bewerkstelligt werden mussten und auch die Arbeit im Kinobetrieb ehrenamtlich erfolgte, erdachten sich die Filmenthusiasten kreative Lösungen zur Finanzierung der Betriebskosten.

Zur Eröffnung wurde für wohltätige Zwecke eine Party gefeiert und schon bald wurden die ersten Lichtwerk-Pässe unter das Volk gebracht. Mit dem Pass konnte der Eintritt ermäßigt werden und rasch erkannten die „Heavy User“ die Vorteile dieses Dokuments. Anfangs öffneten die Lichtwerker nur an drei Tagen in der Woche das Kino und am Wochenende war spielfrei, da man sich auch privat vergnügen wollte. Doch schon bald war klar, dass der Bedarf an guten Filmen nicht allein durch die anderen Lichtspielhäuser zu decken war und das Lichtwerk stärker gebraucht wurde.

Spielte man anfangs fast ausschließlich Repertoire, filmgeschichtlich relevante oder zu Unrecht vergessene Werke oder Avantgardefilme, kamen rasch immer häufiger auch aktuelle Filme ins Programm, möglichst im Original mit Untertiteln. Über die Jahre mauserte sich das Lichtwerk für engagierte Filmverleiher auch zum Erstaufführungskino, da sich das Stammpublikum für Neues aus aller Welt offen und interessiert zeigte. Mehr Bilder zum Lichtwerk.

Jürgen Hillmer gehört zu der kleinen Gruppe der Lichtwerk-Gründer und engagiert sich ab 1985 im Filmhaus.

Gemeinsam mit Gunda Urban, Udo Penner, Richard Lutterbeck und Raimond Göbel setzt Hillmer viel Energie ein, um den Traum vom eigenen Kino mit einem unabhängigen Programm Wirklichkeit werden zu lassen. Sein Lehramtsstudium tritt mit der Eröffnung des Lichtwerks im Dezember 1985 immer weiter in den Hintergrund. Bis 1988 arbeitet er ehrenamtlich und gestaltet mit einer Gruppe von Filmenthusiasten das Programm. Dann erst erlauben es die finanziellen Möglichkeiten des Filmhauses, die Tätigkeit auf geringer Basis in ein Angestelltenverhältnis umzuwandeln. Im Laufe der frühen Jahre entwickelt sich das Lichtwerk zu einem wichtigen Faktor in der Bielefelder Kinolandschaft und die Strahlkraft des Programms reicht bis weit in die Region. Neben der Präsentation von Kinogeschichte und Repertoirefilmen spielten immer deutlicher interessante Erstaufführungen aktueller Filme eine Rolle im Lichtwerk-Programm. Mit einem Saal von anfangs 63 und später 73 Plätzen gehen die Programm-Macher an die Grenzen der Belastbarkeit und entwickeln eine Vorstellungsstruktur die von Matinéen über Kinderfilme bis zu Spätvorstellungen reicht. Die Projektoren rattern fast rund um die Uhr und das gehaltvolle Programm wird in der Folge von der Filmstiftung NRW und später auch vom Bund (finanziell) ausgezeichnet und gewürdigt. Die Filmstiftung NRW wird wiederholt zum Partner für spezielle Filmprogramm und fördert wiederholt das Profil „Kino mit Gästen“. Das Lichtwerk wird verlässlicher Partner für viele Kooperationen mit städtischen Einrichtungen. In der flachen Filmhaus-Hierarchie wird Jürgen Hillmer immer mehr zum eigentlichen Geschäftsführer des Bereichs Abspiel im Filmhaus. Die Programm-Gruppe, in der zwischen 1985 und 2006 neben Hillmer u.a. Kerstin Pia Barz, Susanna Düllmann, Christina Essenberger, Tom Fechner, Matthias Goßmann, Christina Guminski, Ronald Herzog, Lilian Räber. Daniel Wildmann mitwirkten, schafft es, das Lichtwerk in der Öffentlichkeit als Flaggschiff der Filmhausarbeit zu etablieren.

Erst mit dem Umzug des Lichtwerks von der August-Bebel-Straße in den Ravensberger Park und der damit verbundenen Ausgründung des Kinos als eigenständige GmbH wird Jürgen Hillmer tatsächlich auch juristisch zum Geschäftsführer der Lichtwerk Filmtheater GmbH. Ab Januar 2006 leitet er die Geschäfte für ein Kino mit drei Sälen und einem großen Foyer. Jetzt können Träume realisiert werden, die in der beschränkenden Enge des Filmhaus-Kinos herangereift waren. Reihen wie „Lichtwerk literarisch“, „Lichtwerk kulinarisch“, „Lichtwerk psychologisch“, „Architektur und Film“, die „Sneak Preview“ und die Repertoire-Reihe „Long Time No See“ wurden neu etabliert und alte Konzepte wie „Kino mit Gästen“, „Kirche und Kino“ und „Stummfilm und Musik“ fortgesetzt.