Bei einigen wenigen Anlässen haben wir die Gelegenheit genutzt und unser Kinopublikum portraitiert. Hier sind historische Lichtwerk-Aufnahmen aus dem Jahr 1992 beim Kurzfilm-Wettbewerb „Glück“ zu sehen.

Es war eng und eine Lüftungsanlage gab es noch nicht…

Kinopublikum im Lichtwerk 1992

Kinopublikum im Lichtwerk 1992 mit Javiera Palomino (Kinderfilmfest-Team, vorne links)


Kinopublikum im Lichtwerk 1992

Kinopublikum im Lichtwerk 1992 mit Pip Cozens und Andrea Heisenberg (Artists Unlimited, vorne rechts)

„Besonders wertvoll!“ Das Filmhaus feierte 1992 sein 10jähriges mit einigen Highlights. Es gab (natürlich!) einen Festakt mit geladenen Gästen, die Ausstellung „Das Filmhaus und ich“, ein Medienfrühstück, ein Open House, die Filmschau „Jugendsünden – Meisterstücke“ und die Filmhaus-Sommerparty.

Die Filmschau „Jugendsünden – Meisterstücke“ präsentierte Produktionen von Filmhaus-Mitgliedern aus den letzten zehn Jahren. Ein Abend von und mit Gunda Urban, Richard Lutterbeck, Jürgen Heckmanns, Werner Ahringhoff, Tomi Fechner, Barbara Witych, Maija-Lene  Rettig, Hennink Stöve, Henning Poltrock, Renate Plachta, Holger Neu, Inga Schön, „Alte Kinder“, Barbara Lipinska, „Lichtklang“, Andreas Liebold u.a.

Beim Festakt am 1.8.1992 im Kinofoyer am hielt Uli Kahmann eine Laudatio auf die Filmkunst in Form eines Gedichtes, Kulturamtsleiter Horst Adam bekundete seinen Stolz über das Gedeihen der von seinem Amt geförderten Pflanze und Daniel Bérenger würdigte als Präsident der Künstlergruppe „Artists Unlimited“ das fruchtbare Zusammenleben mit den kreativen Filmern unter einem Dach.

Die Gruppen-Ausstellung „Das Filmhaus und ich“ hatte den Blick der Künstler von „Artists Unlimited“ auf den Nachbarverein Filmhaus zum Thema. In der Ausstellung  waren Werke von Pip Cozens, pedda Borowski, Norbert Meier, Reiner Tintel, Tom Meyer u.a. zu sehen. Die zum Empfang geladenen Gäste wurden nach Eröffnung der Ausstellung im Kinofoyer des „Lichtwerks“ zu einem herzhaften Imbiss ins Filmhaus-Büro gebeten.

Das Medienfrüstück fand am 5. Juli in den Räumen der F.W. Murnau-Gesellschaft in der Körnerstraße statt. Sinn und Zweck der Diskussionsrunde war, Filmschaffende, (Kultur-)Politiker, Kulturverwalter und -wissenschaftler und andere kreative Köpfe zur Debatte über medienpolitische Fragen hinsichtlich unserer Region zusammenzubringen. In dieser Veranstaltung stand die Rolle der Filmstiftung für die Region im Zentrum. Zu Gast waren Frank Hübner (Filmstiftung), Kirsten Ellerbrake (Filmbüro NW), Peter Körte (Filmjournalist) und Filmschaffende der Region OWL.

Filmhaus-Gäste

Filmhaus-Gäste Austermann, Cozens, Lindhorst, Heuwinkel, Arndt


Jürgen Heckmanns

Jürgen Heckmanns


Gäste bei der Eröffnung

Gäste bei der Eröffnung (v.l. Wiegert, unbek., Blohm, Müller, Heisenberg, Goebel, Herzog, unbek., Hamann)


Daniel Berenger und Horst Adam

Daniel Berenger (Artists Unlimited) und Horst Adam (Kulturamt)


Rede Uli Kahmann

Rede Uli Kahmann


Reiner Tintel und Bibi Eckardt

Reiner Tintel und Bibi Eckardt (beide Artists Unlimited)


Gäste am Buffet

Gäste am Buffet


Abkühlung im Hof

Abkühlung im Hof

Filmhaus im Bielefelder Osten? Das war 1992 für viele Filmbegeisterte eine unbekannte Größe. Einen ungleich höheren Bekanntheitsgrad erreichte unser Filmhaus-Kino „Lichtwerk“ mit um die 20.000 Besuchern in diesen Jahren.

Dass sich hinter den ehemaligen Fabrikmauern neben dem Kino auch eine reichhaltige Filmwerkstatt verbarg, war nicht so vielen bekannt. Umgekehrt nutzte das Filmhaus aber immer wieder sein Kino für seine Öffentlichkeitsarbeit und machte es zum Schauplatz vieler Projekte. Der Verweis auf das kleinste Kino der Stadt öffnete bei so manchen filmkulturellen Anliegen die Herzen und dann auch die Türen.

Die Filmhausparty „Besonders wertvoll“ war im Sommer 1992 der öffentliche Höhepunkt der Feierlichkeiten zum 10jährigen Jubiläum des Vereins.

Am 4. Juli öffneten sich an der August-Bebel-Straße die Tore zur Sommerparty auf dem Hofgelände. Den Auftakt bildete das Duo Markus Schwartze (Flügel) und Thomas Schweitzer (Saxophon) mit der Begleitmusik zum Stummfilmen „The Cowboy“ von und mit Buster Keaton. Danach übernahm Helmut Lemke das musikalische Zepter und zelebrierte in einer Performance voller Überraschungen die Geräuschkulisse zum Stummfilm „The Boxer“ ebenfalls Buster Keaton“. Im „Lichtwerk“ traten Oliver Kalkofe und Dietmar Wischmeyer mit einem Comedy-Programm auf. Im Filmhaus-Seminarraum gab es die Performance „Beat-Re-Beat“ des Videokünstlers Adam Boome zu erleben. Getanzt wurde auch. Und zwar zur Musik von DJ Acka und das bis in die frühen Morgenstunden hinein.

Filmhausparty mit Helmut Lemke

Filmhausparty mit Helmut Lemkes Geräuschorchester


Partyeinlass

Partyeinlass: Strenge Tür mit Maria und Verena


Schwartze und Schweitzer

Schwartze und Schweitzer


Kaltgetränke mit Liebold Stiegemeyer und Seelig

Kaltgetränke mit Andreas Liebold, Heike Stiegemeyer und Klaus Seelig


Filmhauspartygetümmel

Filmhauspartygetümmel


Ausschank Filmhausparty

Ausschank Filmhausparty

 

Nach Eric Rohmer wird am 10.3.1991 mit Wim Wenders als zweitem Bielefelder Murnaupreisträger ein Autorenfilmer ausgezeichnet, dessen Werke, „von cineastischer Raffinesse geprägt“, im „Lichtwerk“ immer wieder gezeigt wurden. Vom 7. bis 24. März veranstaltete das Filmhaus unter dem Titel „Nirgendwo Zuhause“ ein umfangreiches Rahmenprogramm zu Ehren des Preisträgers.

In der Galerie „Artists Unlimited“ war die Fotoausstellung „Schauplätze“ (1988 vom Deutschen Filmmuseum Frankfurt erstmals gezeigt) zu sehen. Natürlich wurden auch eine Reihe Filme von Wim Wenders gezeigt, wie z.B. „Summer in the City“, „Alice in den Städten“ und „Im Lauf der Zeit“. Besonders eindrucksvoll war Wenders‘ Vorstellung seiner schwarz-weißen Kurzfilme „Silver City“, „Same Player Shoots Again“, „Alabama  2000 Light Years“ im stickig-vollen Lichtwerk.Die Aufführung seines ersten langen Spielfilm „Summer in the City“ kommentierte Wenders wie folgt: „Das ist das zweite Mal, dass ich bei einer öffentlichen Vorführung dieses Films dabei bin, und ich muss sagen, so viele Leute haben ihn noch nie gesehen.“ Vor rund 20 Jahren habe er den Film in Berkeley in Kalifornien gezeigt. „Es waren acht Leute und ein Projektor da. Nach jedem Akt gab es eine kleine Pause, weil der nächste eingelegt werden musste. Nach der ersten Rolle waren es nur noch vier Leute, bei der sechsten und letzten Rolle war ich allein. Zum Schluss gab es noch eine blanke Leinwand, und als ich im Vorführraum nachsah, war der Vorführer auch weg.“

Wim Wenders bekam allerdings auch eine „carte blanche“ und wünschte sich Scorseses „Raging Bull“. Ins Stammbuch schrieb er: „Schönes kleines Kino, gute Luft (zumindest am Anfang des Films). Alles Gute für die Zukunft.“ (Zu dieser Zeit verfügte unser Kino über keinerlei Belüftungsanlage…) Zum Gästebuch [hier…]

Wim Wenders im Lichtwerk-Gästebuch 1991

Wim Wenders im Lichtwerk-Gästebuch 1991

Schließlich wurde auch mit Wenders diskutiert. Ein Symposium beschäftigte sich am 9.3.1991 im Lichtwerk mit der Lage des Autorenfilms. Titel der Veranstaltung: „Der Autorenfilm heute – Medium der Selbstverwirklichung oder selbstgewähltes Gefängnis?“ Auf dem Podium waren Norbert Grob, Frieda Grafe, Claudia von Alemann, Klaus Kreimeier, Karsten Witte, Jan Berg und natürlich Wim Wenders vertreten.

Wim Wenders mit Karsten Witte im Lichtwerk 1991

Wim Wenders mit Karsten Witte im Lichtwerk 1991

Frieda Grafe schrieb uns damals ins Stammbuch: „Sie retten das Kino“. Und das taten wir auch.

 

Umbauten im Filmhaus standen 1990 an. Passend zum Kinojubiläum „Durch die Wüste“ bekamen „Lichtwerk“ und Filmhaus ein neues Innenleben.

Der Kinosaal wurde verlängert, zwei neue (überarbeitete) 35mm-Projektoren mit stufenlos regelbarer Geschwindigkeit, ein professioneller 16mm-Standprojektor, neue Tonanlage, Schallschutztüren, Teppichboden, schallschluckende Deckenverkleidung und neu gestaltetes Kinofoyer. Aber auch das Filmhaus veränderte sein Innenleben. Durch den Umzug von „Ökologische Baustoffe“ aus dem Opitzgebäude konnte das Filmhaus sich um ein Drittel vergrößern. Endlich konnten die Schnitträume mit gemauerten Wänden versehen werden und die Filmwerkstatt verfügte nun über genügend Stauraum für alle Filmgeräte. Für Seminare und Workshops wurde ein Raum mit Sitzmöglichkeiten für 20 Personen eingerichtet. Das Lichtwerk bekam ein separates Kinobüro und Filmhaus-Besucher wurden in einem hellen großen Büro begrüßt. Überall wurden neue Türen eingebaut und die Rigipswände verschwanden.

Neues Kinofoyer mit Antje Meyn1990

Neues Kinofoyer mit Antje Meyn 1990


Filmhausbüro 2011

Filmhausbüro 2011

Das alles wurde mit Unterstützung des Liegenschaftsamtes und der Mitglieder geschafft; das Geld kam von der Filmförderungsanstalt und per Kredit von der Bank…

 

„Schmelzdahin“ waren bei den „Ersten Avantgarde Filmtagen“ (Januar 1989) und beim „Spezialfilm-Festival“ (Dezember 1989) zu Gast im Lichtwerk. Die Bonner Super-8-Experimentalfilmer (1975-1989) wurden den Lichtwerker von der Gruppe „Alte Kinder“ ans Herz gelegt und wiederholt promoted.

Jochen Lempert, Jochen Müller, Jürgen Reble arbeiten mit Found Footage, mit fremdem Filmmaterial, dass sie mitunter neu montieren und (bio-)chemischen Prozessen aussetzen, z.B. bei „Aus den Algen“. Getreu der chemischen Wahrheit, dass der Entwicklungsprozess nie wirklich endet, experimentieren die Filmer auf unterschiedlichste Weise mit dem belichteten Material. Im Gästebuch des Filmhauses hinterließen sie filmische Bruchstücke und ihre Schutzhandschuhe und ruinierten das Buch, denn auch hier setzte sich der Zersetzungsprozess fort. Im Jahr 1988 waren sie mit ihrem Programm „Ein harter Falter“ zu Gast in Bielefeld. Bei diesem Auftritt im Lichtwerk bauten „Schmelzdahin“ eine Projektion quer durch das Kinofoyer und ließen das Material über verwirrend viele von der Decke hängende Spulen laufen. Ein Bild aus „Stadt in Flammen“ ist [hier…] zu sehen. Bei der Performance im Lichtwerk war u.a. bearbeitetes Material aus „Tarantula“ zu sehen.

 

Zweites Kinderfilmfest im Lichtwerk: Nach der Premiere erfolgt Ende August die Neuauflage des Kinderfilmfests mit vielen neuen Filmen für Kinder und medienpädagogischen Aktionen.

Im Vorfeld gab es einen Malwettbewerb für Kinder mit dem Thema „Lieblingsfilm“. Auch einen Preisträger wird es geben, denn eine Kinderjury ermittelt den besten Film im Festprogramm. Organisiert wird das Fest von Petra Wonsowitz, Martina Morre und Christiane Wollin.

 

Unter dem Motto „Ich schau Dir in die Ohren, Kleines!“ lädt das Filmhaus am 19. August 1989 zur Benefiz-Party ein. Gefeiert wird auf dem Hofgelände am Kino „Lichtwerk“ und im Filmhaus.

Geboten wird Open Air Kino auf der riesigen Hauswand (Buster Keatons „Der General“), Disco mit Videoeffekten (DJ Ernie/Forum) und das schwierige Filmquiz. Dazu gibt es kühle Getränke und gute Gespräche bis in den frühen Morgen. Der Erlös kommt der Vereinskasse zugute. Mehr zur Filmhaus-Party [hier…]

Plakatwand zur Filmhausparty 1989

„35mm Moskau“ war der Titel einer Veranstaltungsreihe mit Studierenden und Lehrenden der Moskauer Filmhochschule 1989.

In diesem heissen Sommer gastierten, organisiert von der HdK Kassel, die russischen Filmer mit ihren Filmen im Filmhaus-Kino „Lichtwerk“ und diskutierten mit dem Publikum. Untergebracht war die Gruppe im Gastatelier der Künstlergruppe „Artists Unlimited“. Zu diesem Anlass gestaltete das Filmhaus die Plakatwand des Hauses aufwändig, hängte rote Fahnen an die Fassade und erstellte ein eigenes Plakat, gestaltet von Matthias Arndt.