Bilderbeben 2003 Thema "Erinnerung"

Für die vielen Besucher im Theaterlabor wird dieser Abend zum „unvergesslichen Moment“ geworden sein: gute Filme und ein spannender Wettbewerb um die Hauptpreise prägten am 28.11.2003 die Atmosphäre im zum Kino umfunktionierten Theaterlabor. Über 350 Gäste hatten sich zur großen Show eingefunden.

Die besten Kurzfilme zum Thema „Erinnerung“ kamen an diesem Abend in einem über sechsstündigen Marathon zur Aufführung. Wir als Veranstalter waren zufrieden über die große Zahl von eingesandten Filmen. Insgesamt waren nahezu 100 Beiträge ans Filmhaus geschickt worden. Besonders erfreulich war auch der hohe Anteil an Einsendungen aus der Region Ostwestfalen-Lippe.

Erst nach Mitternacht wurden im ausverkauften Saal die Sieger verkündet. „Die Helden von Bern“, ein Remake des Fußball-WM Endspiels inszeniert mit Lego-Figuren, errang den dritten Platz, der mit 250,– Euro dotiert ist. Die Autoren sind Florian Plag, Ingo Steidl und Martin Seibert. An den Hamburger Stefan Hering und seinen Film „Der Bildermacher“ ging der zweite Preis in Höhe von 500,– Euro. Über den Hauptpreis (750,– Euro) herrschte bei der Jury große Einigkeit: der Bielefelder Trickfilmer Dino Serio portraitiert in „Und der Kamm, der hat Zähne“ die Schwierigkeiten eines verwirrten alten Mannes bei der Morgentoilette. Ein Film, der mit technischer Brillanz und Humor die Themenvorgabe bestens erfüllte. Die Jury des ev. Johanneswerks vergab ihren Preis, eine Reise nach Berlin zum Deutschen Filmmuseum, an den Bielefelder Filmemacher Daniel Brandau für seinen melancholischen Film „Das letzte Bild“.
Den begehrten Publikumspreis, eine Bambifigur prall mit Geldspenden gefüllt, ging mit großem Abstand ebenfalls an Dino Serios „Und der Kamm, der hat Zähne“.

Bilderbeben Erinnerung Flyer 2003

Bilderbeben Erinnerung Flyer 2003

Insgesamt überzeugte der Wettbewerb, bei dem vom absoluten Anfänger bis zum Filmstudenten alles vertreten war, durch die Vielfalt, mit der das Thema erschlossen wurde. Im Film „Tauro“ bewegt sich ein trickanimierter Stier durch die menschliche Kulturgeschichte von der Höhlenmalerei bis zu Picasso; in einigen anderen Filmen werden Kindheitserinnerungen mit Barbie-Puppen und Matchboxautos heraufbeschworen. Eindrucksvoll waren die durch den Schock geschredderten Erinnerungen eines Unfallopfers in „Fuck you, Kante“ von Katharina Ellerbrock und Tina Paschetag. Ebenfalls zwei Bielefelder Filmemacherinnen (Weiß/Gensheimer) animieren mit trockenem Humor und auf einfallsreich-charmante Weise in „Neulich in Berlin“ die Erinnerungsbruchstücke einer Party. Wir hoffen, dass der Wettbewerb allen Teilnehmern Spaß gemacht hat und auch im nächsten Jahr Lust besteht, wieder mitzumachen.

Die Jury: Dr. Cornelia Förster (Leiterin Historisches Museum), Wolfgang Ueding (Journalist und Drehbuchautor), Gerd Fünderich (WDR) Sonderpreis: Jury Ev. Johanneswerk e.V.: Ulrike Posch, Helmut Dessecker

Wir schreiben den 4.Dezember im Jahre 2003. Es ist 11:00 Uhr morgens und die Filmcrew des vierten Kurzfilmworkshops des Filmhaus Bielefeld befindet sich zu diesen frühen Stunden bereits im scheinbar leerstehenden Amerikahaus.

Fast 30 junge und weniger junge Filminteressierte stehen gebannt vor einem 3.000€-Schreibtisch und sehen einer zierlichen Person beim Kaugummikauen zu. Es herrscht Totenstille… dann die Entwarnung der Regisseurin… „Danke!“, sagt Eva Kukuk und die Crew fängt wieder an zu atmen. Der rote Knopf an der Kamera hört auf zu blinken, die Schauspielerin spuckt erleichtert ihr Kaugummi aus. Der Rest der Crew schüttelt sich kurz, um die Anspannung loszuwerden und widmet sich dann wieder der jeweiligen Aufgabe… sei es Licht umbauen, nachschminken, die Suppe für das Mittagessen aufsetzen oder die Requisiten wieder gerade rücken.
Vier lange Tage (4.-7.12.) verbrachte die Crew aus Mitgliedern des Filmhauses und einigen Mitwirkenden der FH Dortmund damit, das neue Drehbuch für den 16-mm-Workshop umzusetzen, das dieses Mal von Filmhausmitglied Jens Kupsch (Regieassistenz) verfasst wurde. Einer davon war wahrscheinlich der kälteste Tag im Jahr, an welchem sich die ganze Crew bis spät in die Nacht schlotternd um eine Telefonzelle im Freien drängte, während Sandra Schultze (Catering) keine Chance hatte, den Tee vor dem Einfrieren zu schützen. Unter der Obhut von Beate Middeke (Projektleitung) lieferten Profis und solche, die es werden wollen, täglich ihren Beitrag zu dem Projekt, dass vom Ministerium für Städtebau, Wohnen, Kultur und Sport des Landes NRW gefördert wurde. Die machthabende Hand an der Kamera war die von Eva Radünzel (FH Dortmund) und damit erstmals eine weibliche. Unterstützt wurde sie von Dirk Henkel (FH Dortmund, Filmhaus Bielefeld), der den Bildern die richtigen Schärfen verlieh. Unter dem vorläufigen Arbeitstitel „Teufelsmelody“ wurde eine dramatische Geschichte um einen Pakt mit dem Teufel verfilmt, die in keiner Hinsicht „happy“ endet…
Schauplatz ist eine kleine Videothek, in der eine einsame Seele namens Markus (gespielt von Thorsten Beutin) sich hoffnungslos in eine schöne Intellektuelle (gespielt von Jenny Winkler) verliebt und sich daher von der intriganten Melody (gespielt von Jessica Franz) zum Pakt mit dem Teufel (Numan Acar) überreden lässt. Auch der verschrobene Besitzer der Videothek (gespielt von Wolfgang Ueding) ist nur teilweise daran Schuld, dass der etwas gutgläubige Markus am Ende der Geschichte eine böse Entdeckung macht…

Mitlerweile sitzen Eva Kukuk und Tom Meyer als altbewährtes Cutter-Team im Schnitt und verarbeiten die Szenen zu einem Film. Weitere Versionen werden bei weiteren Teams entstehen, angekündigt haben sich unter anderen André Seeba, Dirk Henkel, Jule Everts und Philipp Niederlag. Die Vorahnung besteht, dass es vielleicht auch der Drehbuchautor selbst wagt, denn Jens Kupsch präsentierte uns während des „Sammelalbums“ im Filmhaus schon einen kleinen Teaser als Vorgeschmack auf den Film, der nun den Namen „Das Herz ist ein einsamer Jäger“ trägt. Bis zum Sommer soll das Werk vollbracht und der Film fertig sein… Bis dahin darf man gespannt sein, ob das einsame Herz erfolgreich auf Jagd geht…

Der Kurzfilmworkshop wird gefördert vom Ministerium für Städtebau und Wohnen, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen (MSWKS).

Bei diesem Stummfilmfest gab es sechs Veranstaltungen unter dem Motto „Erotische Welten“. Star des Eröffnungsfilms „Ich küsse Ihre Hand, Madame“ war Marlene Dietrich und die Bielefelder Philharmoniker spielten dazu. Ein anderes Highlight war Chaplins „City Lights“ in der Begleitung durch das Wuppertaler Sinfonieorchester unter der Leitung von Mark Andreas Schlingensiepen. Weitere filme waren „Son of Sheik“, „Salomé“ und „Erotikon“.

„Freie Liebe“ lautet das Motto bei der Filmhausparty am 9.8.2003. Wie immer dürfen die Gäste ein volles Programm mit Musik, Filmen, Getränken und heißen Würstchen erwarten.

Auf der Livebühne spielen „Discopudel“, „Hauf’n“ und „Rex Parka“. Im Kinosaal gibt es komplexe Unterhaltungsmusik von „Punksoulloving Bill“ gefolgt von Discomusik gemixt von Acka & Claudi. Im Fahrradflur legt zur frotgeschrittenen Stunde das Team von „Ohrlabor“ auf. Der Hof wird bei dunkelheit mit Videoclips bespielt.

 

Die Filmschauplätze werden 2003 erstmals von der Film- und Medienstiftung ausgerichtet. Als langjährige Organisatorin bleibt Anna Fantl, nun als Angestellte der Film- und Medienstiftung, die Projektleiterin. Das Filmhaus bleibt auch in dieser Konstellation mit seiner Open Air Kinotechnik Partner und Dienstleister der Filmschauplätze.

Städte und Gemeinden können sich jedes Jahr bei der Filmstiftung zur Teilnahme anmelden und werden in einem Auswahlverfahren Filmschauplatzausrichter. Die Kinoveranstaltungen finden an markanten und sehenswerten Plätzen statt und in der Regel gibt es ein kulturelles und kulinarisches Rahmenprogramm. Der Geschäftsführer der Film- und Medienstiftung, Michael Schmid-Ospach, schreibt dazu im Programmheft: „Besondere Filme werden an besonderen Orten präsentiert – häufig auch dort, wo es keine Kinolandschaft mehr gibt. Wir bringen also den Film zu den Menschen und erreichen so, dass ein Filmabend als Freizeitvergnügen – auch von Nichtcineasten – wahrgenommen wird.“

Der aktuelle Spielplan ist [hier] zu finden.Informationen über die laufenden Veranstaltungen gibt es bei Facebook.