„Sehnsucht“ war das Motto für die Filmhaus-Party 1995. Die Sehnsucht der Bilderschnitzer nach Liebe Ekstase und Erlösung kulminiert diesmal zu einem extravagenten emotionalen Höhepunkt: wir feiern 10 Jahre Lichtwerk!

Als damals, 1985, fünf Filmhaus-Enthusiasten beschlossen, ihr Herzblut und Privatvermögen an der August-Bebel-Straße zu investieren, um im Bauch der Kulturfabrik „Artists Unlimited“ ein Kino zu installieren, wurde begeistert applaudiert, müde gelächelt und kritisch gemeckert. Heute ist aus dem ehemaligen Puschelkino ein professionelles Programmkino geworden, in dem jährlich ca. 150 Filme in 800 Vorstellungen gezeigt werden: die Meckerfritzen, Zweifler und Filmbesessenen von damals sitzen mittlerweile einträchtig im Kinosaal – mit Lichtwerkpass und Pilsener Urquell. Und ab und zu kriegen wir zu hören, dass unser Monatsprogramm mal wieder „ganz O.K.“ sei. Dass das Lichtwerk wachsen und gedeihen konnte, dass wir von der Programmgruppe immer noch Filme zeigen können, die wir selber auch gerne anschauen, haben wir Euch – unserem Publikum – zu verdanken. Und das muss gefeiert werden. Mit der Filmhaus-Party und einer Extraportion „Sehnsucht“.

Das Programm ist dem Thema „Sehnsucht“ entsprechend aufgeladen: „Doctor Honk“ wird uns den Blues bringen, bis wir wie die Schloßhunde heulen und wimmern! Mit den „Tschaikusis“ („Drei heavy listening girl pool pop babies aus Berlin“) erleben wir Monica Vitti in einem Film von Russ Meyer… AC/DC auf der Loveparade… Dirk Schäfer als Frank Farian! In der Galerie „Artists Unlimited“ wird Island-Gast Björk Sigurdardottir eine Klangperformance mit dem Titel „Konzert“ aufführen und Leib und Seele zum Schwingen und Klingen bringen. Die amerikanische Choreografin Dyane Neiman zeigt Ausschnitte aus ihrer brandneuen Tanzperformance „Pistol“. Mit wie immer sauschweren Filmquizfragen sorgen Dirk Schäfer und Matthias Müller bei den Probanden für Ausbrüche der Verzweiflung und grenzenlosen Glückstaumel. Dass es in unserem Stummfilm im Open Air Kino nur um die ganzganzgroßen Gefühle geht ist sowieso klar: „Nosferatu“ ist groß, aber sein Schatten ist größer – am allergrößten ist aber die Sehnsucht nach: ?? – Genau: Liebe, Ekstase und Erlösung!!! Um das cobainmäßig-erlösende Abhotten kümmert sich Discowunderheiler DJ Acka in seinem unterirdischen Disco-Lambarene für schmachtende Gemüter und hungrige Herzen. Wem aber mehr nach der Träne im Knopfloch oder einem sentimentalen Rundflug durch die Filmmusik ist: das stilechte Abhängen in der Sektbar wird mit dem „Rox Trio – The Hollywood Connenction“ zur sublimen Sensation.

Warnung: Wer bei der Filmhausparty fehlt, trifft keine guten Freunde und keine guten Bekannten, wird nicht durch Musik und Tanz am Herzbeutel massiert, wird nicht für Stunden (die einem später wie Jahrzehnte vorkommen) seltsamst-angenehm verzaubert, wacht am nächsten Morgen einsam, gelangweilt und ohne größere Erinnerungslücken auf, usw. usw. Kurz: Ekstase gibt’s nicht alle Tage! [aus dem Lichtwerk-Programm]