Zum fünfjährigen Bestehen leistete sich das Kino im Filmhaus eine Generalüberholung. Das Lichtwerk erhielt eine neue Bestuhlung und der Vorführraum wurde technisch mit zwei 35mm Bauer-Projektoren aufgerüstet.

An der Bildgröße konnte leider nichts mehr geändert werden. Zum Jubiläum gab es unter dem Motto „Durch die Wüste“ ein zünftiges Festprogramm von Fritz Lang bis Jean-Luc Godard. Das Motto bezog sich auf die Bestrebungen des Filmhauses in der medial kargen Region ein anspruchsvolles Filmprogramm jenseits des Mainstreams auf die Beine zu stellen. 1990 stellten wir dann auch das Programm auf „täglich“: jeden Tag gab es im Lichtwerk ein bis vier Vorstellungen. Das war natürlich nur mit einem umfangreichen Team zu schaffen, das mit viel Enthusiasmus dem Lichtwerk ein Gesicht verlieh.

Lichtwerk-Team 1990

Markus, Jessica, Frauke, Monika, Jan, Inga, Josh, Carmen


Filmhaus feiert 5 Jahre Lichtwerk

Filmhaus feiert 5 Jahre Lichtwerk mit Christiane Heuwinkel, Regina Latyschew, Renate Röllecke, Matthias Müller, Maija-Lene Rettig


Verena Mund und Volker Höinghaus

Verena Mund und Volker Höinghaus (Lichtwerk-Team)

Die Idee zu unserem Kurzfilmwettbewerb „Bilderbeben“ entstand in Zusammenhang mit der Diplomarbeit „Untersuchungen zum Wendekreis des Bewusstseins“ des Designers Klaus Seelig. Quasi als filmisches Begleitprogramm zu seiner Auseinandersetzung mit modernem Verkehrsbewusstsein schrieb das Filmhaus unter dem Motto „Stau in der Sackgasse“ einen Kurzfilmwettbewerb aus.

Die Resonanz seitens der regionalen Szene war trotz des geringen Werbeaufwands überraschend groß und machte einen spezifischen Bedarf deutlich. Die filmproduzierende Szene hatte Lust auf Austausch und nahm das Forum Wettbewerb dankend auf. Das Lichtwerk, unser Kino im Filmhaus platzte bei der Aufführung des Wettbewerbs aus allen Nähten und erforderte eine improvisierte Zusatzprojektion über TV-Geräte im Foyer. Schon damals gab es eine Prämierung für die drei besten Filme: 1.000,- DM konnten verteilt werden. In der Jury saßen mit Ute Petersen (Cutterin) und Chris Sternickel (Kamerafrau) zwei Vertreterinnen des WDR und mit Michael Dresbach ein Vekehrsexperte des VCD. Hier ist die Dokumentation der Bilderbeben-Flyer-Wettbewerbe.

Stau in der Sackgasse Kinopublikum 1990

Stau in der Sackgasse Kinopublikum 1990


Siegerduo Dorothée Meersmann und Rainer Kobinger

Siegerduo Dorothée Meersmann und Rainer Kobinger

Zum Thema „Verkehrsprobleme und Verkehrsbewusstsein“ erreichten das Filmhaus 16 Filme.

Gewinner:

1.Platz: „Das Go-Kart rechts ran“
(Rainer Kobinger, Dorothée Mersmann)

2.Platz: „Über die Berge“
(Raimond Goebel)

3.Platz: „Staufenster“
(Benno Filter)

Stau in der Sackgasse Programmflyer

Umbauten im Filmhaus standen 1990 an. Passend zum Kinojubiläum „Durch die Wüste“ bekamen „Lichtwerk“ und Filmhaus ein neues Innenleben.

Der Kinosaal wurde verlängert, zwei neue (überarbeitete) 35mm-Projektoren mit stufenlos regelbarer Geschwindigkeit, ein professioneller 16mm-Standprojektor, neue Tonanlage, Schallschutztüren, Teppichboden, schallschluckende Deckenverkleidung und neu gestaltetes Kinofoyer. Aber auch das Filmhaus veränderte sein Innenleben. Durch den Umzug von „Ökologische Baustoffe“ aus dem Opitzgebäude konnte das Filmhaus sich um ein Drittel vergrößern. Endlich konnten die Schnitträume mit gemauerten Wänden versehen werden und die Filmwerkstatt verfügte nun über genügend Stauraum für alle Filmgeräte. Für Seminare und Workshops wurde ein Raum mit Sitzmöglichkeiten für 20 Personen eingerichtet. Das Lichtwerk bekam ein separates Kinobüro und Filmhaus-Besucher wurden in einem hellen großen Büro begrüßt. Überall wurden neue Türen eingebaut und die Rigipswände verschwanden.

Neues Kinofoyer mit Antje Meyn1990

Neues Kinofoyer mit Antje Meyn 1990


Filmhausbüro 2011

Filmhausbüro 2011

Das alles wurde mit Unterstützung des Liegenschaftsamtes und der Mitglieder geschafft; das Geld kam von der Filmförderungsanstalt und per Kredit von der Bank…

 

Das erste Bielefelder Film&Musikfest der F.W. Murnau-Gesellschaft zeigte an zwei Tagen im Oktober 1990 Stummfilme mit Live-Musik.

Neben dem „Must“ von F.W. Murnau, dem Gruselklassiker „Nosferatu“,  gab es aus Anlass des 100. Geburtstags von Fritz Lang seinen Klassiker „Dr. Mabuse  – Der große Spieler“ (Musik: Günter A. Buchwald & die Silent Movie Music Company). Zu „Nosferatu“ spielte das „Adrian Johnston Ensemble„.  Die Filme liefen im Capitol-Filmtheater, einem der vielen Bielefelder Kinos, die längst nicht mehr existieren…

The Adrian Johnston Trio

„Jenseits von Edam“ lautete das Motto der Filmhausparty im Jahre 1990. Neben Getränken wurde ein reichhaltiges Kulturprogramm geboten, das zum Teil im Innenhof vor dem Lichtwerk-Eingang stattfand.

Hinter „Jenseits von Edam“ verbarg sich die jährliche Filmhaus-Benefiz-Party, mit der die gröbsten Löcher im Haushalt gestopft werden konnten. Die Partymacher formulierten es so: „Jenseits von Edam“ nennt sich die zugegebenermaßen etwas umständliche alljährliche Zeremonie, die dazu dient, Inkasso-Angestellte, Terminatoren und andere Zuhälter des Kapitals von unserem Celluloidgenesungswerk fernzuhalten. Gleichzeitig ist diese legendäre Zentralschaffe aber auch die definitive Antwort auf die bedrückende Frage „Gibt es ein Leben jenseits der Käseglocke?“

Jenseits von Edam

Jenseits von Edam. Plakatentwurf: Matthias Arndt

Schon damals war das „Filmquiz der Extreme“ ein begehrter Programmpunkt; diesesmal führte Andreas Klatt durch die Show. Für die nötigen Avantgarde-Töne sorgte Claus van Bebber mit seinem Schallplattenkonzert in der Kellergalerie „Artists Unlimited“. „Jenseits von Edam“ war überhaupt ein dufter Abend im Bielefelder Sommerkäseloch im August 1990!

Filmhausparty "Jenseits von Edam" 1990

 

„Ich habe mich verfehlt“ soll Vincent van Gogh nach seiner tödlichen Schussverletzung gesagt haben. Unter diesem zweideutigen Motto rief das Filmhaus befreundete Künstlerinnen dazu auf, Kunstkommentare zum Werk oder Leben des Malers zu gestalten.

Passend zur Ausstellung zum 100. Todestag van Goghs zeigte das Lichtwerk eine Reihe von Filmen über van Gogh und lud den Filmemacher Christoph Hübner mit seinem Dokumentarfilm „Der Weg nach Courrières“ ein. Im „Lichtwerk“-Foyer waren Arbeiten von Matthias Arndt, Jan Borgstede, Pedda Borowski, Jan Kreft, Kerstin Richter, Hartwig Schwarz uznd Tania Smolka zu sehen.

Paul Gaugin fait visite à Vincent van Gogh

Paul Gaugin fait visite à Vincent van Gogh. Schnitzerei von Tania Smolka und Jan Borgstede

 

Im Jahr 1990 übernimmt Gisela Heise das Finanzwesen des Vereins Filmhaus Bielefeld.

Damit kehren endlich professionelle Verhältnisse auch in diesem Bereich der Filmkultur ein. Die Arbeit von Gisela Heise macht die Unwuchten, Wünsche und Ziele in der Haushaltsplanung des Vereins sichtbar und ermöglicht eine größere Planungssicherheit. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, und damit ist auch das Personal im Kino „Lichtwerk“ gemeint, atmen auf, denn nun werden Löhne und Honorare recht zeitnah angewiesen. Die differenzierte Kontenführung ermöglicht Analysen und rechtzeitiges Eingreifen.

Gisela Heise mit Filmhauscrew

Gisela Heise mit Matthias Goßmann, Helmut Lemke, Jörg Erber (2000)

Mit Gisela Heises Kompetenz wird der wichtige Bereich Filmabspiel auch finanziell klar gegliedert und beherrschbar. Mit dem Finanzamt wird das kompliziert-divergente Betätigungsfeld der Filmkultur verhandelt und strukturiert, so dass die verschiedenen Geschäftsbereiche deutlich abgrenzbar und entsprechend steuerbar werden. Gerade in Bezug auf das Lichtwerk ermöglicht die klare Kontierung Anträge bei Filmfördereinrichtungen und die verlässliche Rückzahlung von Krediten für die Ausstattung des „Lichtwerks“. Unter der Ägide von Gisela Heise mausert sich das „Lichtwerk“ von der Studenteninitiative zu einem ernst zu nehmenden gewerblichen Kino, das für sein Jahresfilmprogramm bei Bund und Land Anträge zur Prämierung stellt.